Die Herausforderungen von High Risk Merchants

03.11.2023 | Expertise

Reisen, Elektronik, Glücksspiel, Online-Dating, Adult Entertainment, Abo-Dienste - all jene Branchen haben eine Gemeinsamkeit: Sie alle werden in der Payment-Welt als Hochrisiko Merchants eingestuft. Grund dafür sind das erhöhte Betrugsrisiko, aber auch vermehrt Rücksendungen oder Rückbuchungen. Entscheidend ist hierbei der Merchant Category Code (MCCs) eines Unternehmens, der von Card Schemes als Hochrisiko eingestuft werden kann. Aber auch einzelne Händler in anderen, normalerweise risikoarmen Branchen können als High Risk Merchants eingestuft werden, wenn sie ein hohes Transaktionsvolumen verarbeiten oder hohe Rückbuchungsraten haben.

Herausforderungen der High Risk Merchants

Hochrisikohändler stehen tagtäglich vor einzigartigen Herausforderungen. In der Regel müssen sie bei Transaktionen höhere Bearbeitungsgebühren zahlen und einige Zahlungsdienstleister weigern sich sogar, High Risk Merchants als Kunden aufzunehmen. Es besteht auch die Gefahr, dass ihre Zahlungsvereinbarungen gekündigt werden, wenn sich ein Anbieter neu ausrichtet und nun weniger risikofreudig zeigt oder wenn bestimmte Grenzwerte für Rückbuchungen überschritten werden. Das kann dazu führen, dass Händler überhaupt keine Zahlungen mehr bearbeiten können, wenn sie keine geeigneten Fallback-Optionen haben.

Händler, die in Hochrisikobranchen tätig sind, müssen daher verschiedene Aspekte berücksichtigen:

  • Payment Service Provider (PSPs) sind möglicherweise nicht bereit, High Risk Merchants aufzunehmen. Darüber hinaus werden die Bearbeitungsgebühren in der Regel höher sein.
  • Es müssen Ausweichoptionen vorhanden sein, um das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit z.B. bei Kündigung des Händlervertrags durch einen PSP zu mindern. Die Infrastruktur, die erforderlich ist, um Zahlungen an einen alternativen Anbieter umzuleiten, muss ebenfalls vorhanden sein.
  • Kunden sind möglicherweise nicht in der Lage, Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen, und neigen eher dazu, Rückbuchungen vorzunehmen. Angesichts des insgesamt höheren Ausmaßes von Rückbuchungen ist es wichtig, dass Händler die Anzahl der vermeidbaren Rückbuchungen durch betrügerische Transaktionen minimieren.
  • Die Gesetzgebung kann beeinflussen, wo und wie einige Händler Geschäfte tätigen können. Diese Vorschriften unterscheiden sich von Rechtsprechung zu Rechtsprechung.
  • Händler müssen in der Lage sein, Gewinne auszuzahlen. Nicht alle PSPs unterstützen Auszahlungen, was die Auswahl an verfügbaren PSPs weiter einschränkt.

High Risk MCCs laut Visa

5122 - Medikamente, Drogerien, Drogeriewaren
5912 - Drogerien und Apotheken 
5962 - Direct Marketing – Reisebezogene Vermittlungsdienste  
5966 - Direct Marketing – Outbound Telemarketing Merchant 
5967 - Direct Marketing – Inbound Teleservices Merchant (Digitale Inhalte für Erwachsene) 
5993 - Tabakwaren Stores und Stände
7273 - Dating Services 
7995 - Glücksspiel, bzw. Wetten, einschließlich Lotterielose, Kasinochips, Wetten außerhalb der Rennstrecke und Wetten auf Rennstrecken

Für die folgenden MCCs werden nur bestimmte Aktivitäten als hohes Risiko eingestuft:

4816 - Computer Network / Information Services: Cyberlockers, digitaler Dateiaustausch, Websites, die Uploader für Inhalte bezahlen
5816 - Digitale Güter - Spiele, die eher Geschicklichkeits- als Glücksspiele sind, bei denen die Spieler für den Wettbewerb bezahlen
6051 - Non-Financial Institutions: Crypto/ICOs

Hochrisikohändler und Payment Orchestration gehen Hand in Hand

Tatsächlich waren es nämlich High Risk Merchants, die den Weg zu dem geebnet haben, was wir heute als Payment Orchestration kennen. Aus der Not heraus mussten sich Hochrisikohändler mit einer Mehrzahl an Fallback-Optionen ausstatten, da stets die Option bestand, dass Händlerkontos gekündigt wurden. Die Fähigkeit, Transaktionen je nach Bedarf an verschiedene Zahlungsanbieter weiterzuleiten, wurde immer relevanter und führte schließlich zur Grundidee der Payment Orchestration. Anstatt jede Verbindung einzeln zu integrieren und mit mehreren individuellen APIs zu agieren, bieten Payment Orchestration Plattformen eine einzige API, die mit allen integrierten PSPs verbunden ist. Das erleichtert das Hinzufügen neuer Anbieter und reduziert den Wartungsaufwand erheblich. Händler sind so weitaus flexibler und können schnell auf sich ändernde Umstände reagieren. Wenn das Konto eines Händlers von einem Provider gekündigt wird, kann ein neuer Anbieter schnell als Backup eintreten und mit derselben Infrastruktur die Transaktion verarbeiten.

Es ist daher entscheidend, bereits im Voraus Fallback-Optionen zu integrieren, anstatt alles auf eine Karte zu setzen. Das schützt nicht nur vor Vertragskündigungen, sondern bietet auch zusätzliche Vorteile: Einer besteht darin, das Risiko von Anbieter-Ausfällen zu mindern. Wenn ein Zahlungsanbieter vorübergehend nicht verfügbar ist, können Transaktionen automatisch zu einem alternativen PSP umgeleitet werden, ohne dass die Endkunden betroffen sind oder etwas davon merken. Dieser Prozess, bekannt als Kaskadierung, kann auch verwendet werden, um Transaktionen, die von einem Anbieter abgelehnt wurden, mit einem anderen erneut zu versuchen. Als Teil einer cleveren Routing-Strategie können so viele eigentlich abgelehnte Transaktionen wiederhergestellt werden.

Ein Multi-Acquirer Setup ermöglicht es zudem, Transaktionen auf mehrere Zahlungsanbieter zu verteilen. Mit mehreren PSPs können Händler A/B-Tests durchführen, um den besten Anbieter für ihre Zwecke zu identifizieren. Gleichzeitig werden Chargebacks auf verschiedene Anbieter verteilt und so sichergestellt, dass vertragliche Grenzen nicht überschritten werden. Darüber hinaus können Verträge auch ein Mindest- oder Höchsttransaktionsvolumen festlegen. Diese Lastenverteilung zwischen den PSPs stellt sicher, dass die vertraglichen Anforderungen erfüllt werden und der Händler eine gute Beziehung zu seinen PSPs aufrechterhält.

Gute Beziehungen zu PSPs & Card Schemes sind das A und O

Denn genau diese Beziehungen reduzieren das Risiko, dass ein Händlerkonto geschlossen wird. Das Wichtigste dafür ist, die Chargeback-Raten niedrig zu halten und unter allen Schwellenwerten zu bleiben, die zu Sanktionen führen könnten. Chargebacks können verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel Kaufreue oder wenn eine Abbuchung auf der Abrechnung nicht erkannt wird, z.B. bei Anbietern von Erwachsenenunterhaltung, die ihre Dienstleistungen oft aus Diskretionsgründen verschleiern. Auch kommt es oft vor, dass Abonnenten vergessen, einen Dienst zu kündigen, was durch rechtzeitige Erinnerungen an eine bevorstehende Verlängerung vermieden werden kann. Verstecken Händler die Verlängerungsbedingungen in den AGB oder der Endbenutzer-Lizenzvereinbarung (EULA), dürfen sie zwar Zahlungen ohne Benachrichtigung einziehen, laufen aber Gefahr, wesentlich mehr Rückbuchungen zu bekommen.

Andere Chargebacks entstehen durch Betrug. Der beste Weg, Betrug zu bekämpfen, besteht darin, ihn zu verhindern, bevor die Transaktion verarbeitet wird. Die Verwendung einer Risiko- und Betrugsmanagementlösung ist daher bewährte Praxis. Unabhängig davon, ob Chargebacks durch tatsächlichen Betrug oder Friendly Fraud verursacht werden, können Überschreitungen der Schwellenwerte zu Geldstrafen oder zur Einstufung von Händlern in ein Chargeback-Überwachungsprogramm führen.

Rückbuchungsgründe Beschreibung Präventive Maßnahmen
Kaufreue Der Kunde storniert einen Kauf, weil er merkt, dass er die Waren oder Leistungen nicht mehr benötigt.
  • Kostenlose Demos anbieten
  • Produkte sollten mit der Produktbeschreibung übereinstimmen 
  • Angemessene Rückgabefrist anbieten
Kostenlose Waren und Dienstleistungen Der Kunde hatte nicht die Absicht zu zahlen und wollte kostenlose Waren oder Dienstleistungen erwerben.
  • Das Führen einer Sperrliste, um zukünftige Transaktionen abzulehnen
  • Mit guter Dokumentation (z.B. Liefernachweisen) können diese Rückbuchungen angefochten werden
Betrug Der Kauf wurde von einer anderen Person als dem Kontoinhaber initiiert, z. B. durch Datenverletzung oder eine verlorene/gestohlene Karte.
  • Starke Kundenauthentifizierung nutzen, z. B. 3DS für Kreditkarten
  • Risiko- und Betrugsmanagement Lösungen nutzen
Abonnement eines unerwünschten Dienstes Das Abonnement des Kunden wurde automatisch verlängert oder nach Ablauf der Probezeit in Rechnung gestellt.
  • Kunden über eine bevorstehende Erneuerung informieren, insbesondere bei langfristigen Abonnements (z. B. jährliche Erneuerung)
  • Erinnern Sie die Kunden an das Ende ihres Probezeitraums und geben Sie ihnen die Möglichkeit, einfach zu kündigen
Nicht ausgewiesene Kosten Der Kunde nimmt eine Rückbuchung vor, weil er den Empfänger nicht erkannt hat.
  • Informieren Sie Kunden darüber, was auf dem Kontoauszug erscheinen wird, wenn Sie den Empfänger verschleiern 
  • Vorsicht bei der Abwicklung von Zahlungen über eine Holdinggesellschaft mit einem Namen, der keine Ähnlichkeit mit dem Händler hat

Proaktive Schritte zur Reduzierung verschiedener Arten von Rückbuchungen

Weitere Challenges: Vorschriften und branchenspezifische Anforderungen

Einige Hochrisikohändler stehen vor zusätzlichen regulatorischen Anforderungen: Glücksspiellizenzen gelten nur für bestimmte Regionen und sind in vielen Gebieten sogar verboten. Ebenso gelten Adult Entertainment Dienste in einigen Rechtsprechungen als illegal. Diese Händler müssen in der Lage sein, Zahlungen aus Regionen automatisch abzulehnen, in denen sie nicht tätig sein dürfen. Ein solcher Prozess kann automatisch durch Risikomanagementlösungen wie die in-built Risk Engine von IXOPAY ermöglicht werden.

Händler in bestimmten Branchen müssen außerdem in der Lage sein, Auszahlungen vorzunehmen. Glücksspielseiten sind auch hierfür ein gutes Beispiel, da die Spieler die Option brauchen, sich ihre Gewinne auszahlen zu lassen. Aber auch andere Händler müssen möglicherweise Einnahmen an Content-Uploader oder Partner auszahlen. Das Problem: Nicht alle Zahlungsdienstleister bieten diese Möglichkeit an, was die Auswahl an verfügbaren PSPs weiter einschränkt, insbesondere da viele PSPs bereits ohnehin zögern, mit High Risk Merchants zusammenzuarbeiten.

Um es einfacher zu machen, einen Anbieter mit diesen Funktionen zu finden, stellt IXOPAY eine Liste aller integrierten Zahlungsdienstleister bereit, die Auszahlungen unterstützen - in unserem Adapter-Katalog. Unsere In-House-Experten können Sie auch darüber beraten, welche Anbieter in verschiedenen Regionen auf der Welt geeignet sind, sowie wie Sie Ihr Payment Setup optimieren können. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Ihr Unternehmen von IXOPAY’s Payment Orchestration Plattform profitieren kann, setzen Sie sich mit uns in Verbindung!

Über IXOPAY

IXOPAY ist eine Payment Orchestration Plattform, die unabhängiges, flexibles und globales payment processing ermöglicht. Als hoch-skalierbarer und PCI-DSS zertifizierter “Fintech Enabler”, erfüllt IXOPAY sowohl die Wünsche von großen Kunden, als auch jene von “White Label” Kunden, wie z.B. Payment Service Providern, Acquirern und unabhängiges Sales Organisations (ISOs). Die moderne, leicht erweiterbare Architektur bietet intelligente Routing- und Cascading-Funktionen sowie modernstes Risikomanagement, automatisierte Reconciliation und Settlement Funktionalitäten mit Plugin-basierten Integrationen von Acquirern, Payment Service Providern und alternativen Zahlungsmethoden (APMs).

IXOPAY betreuet nationale und internationale eCommerce Kunden von seiner Niederlassungen in Wien, Österreich und Florida, USA. Das inhabergeführte und finanzierte Unternehmen ist von einem zwei-köpfigen Team zu einem IT-Spezialisten mit fast 100 Experten gewachsen, das innovative Lösungen und Produkte im Herzen von Wien entwickelt.

Weitere Informationen zu IXOPAY: https://www.ixopay.com