Was ist Payment Orchestration?

28.09.2023 | Expertise
Adam Vissing

IXOPAY ist eine Payment Orchestration Plattform (POP). Aber was genau ist eigentlich Payment Orchestration? Und wie unterscheidet sie sich von Payment Service Providern (PSP), zumal viele PSPs neuerdings mit "Payment Orchestration" als Feature in ihren Sales Pitches werben?

Die Ursprünge der Payment Orchestration

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir zunächst ein paar Schritte zurückgehen. Genauer, ins 20. Jahrhundert: Die Ursprünge der Payment Orchestration als Konzept, wenn nicht sogar als Begriff, gehen nämlich auf die 1990er Jahre zurück. Das Internet wurde langsam zum Mainstream, und die ersten Online-Unternehmen wurden gegründet. Viele risikoreichere Branchen wie Erwachsenenunterhaltung, Glücksspiel und Filesharing-Dienste wurden zu den Grundpfeilern des frühen Internets. Händler, die in diesen Branchen tätig waren, sahen sich nun mit zahlreichen neuen Herausforderungen konfrontiert, wenn es um die Abwicklung von Zahlungen ging, da die Banken eher weniger angetan von der Zusammenarbeit mit ihnen waren.

Grund dafür waren zum einen Reputationsschäden, die mit den Risiko-Branchen einhergingen, zum anderen aber auch vor allem höhere Betrugs- und Rückbuchungsraten. Plötzlich sahen sich die Unternehmen mit der sehr realen Gefahr konfrontiert, dass ihre Verträge mit den Banken kurzfristig gekündigt wurden. Ihr Ziel lautete daher, ihre Fähigkeit zur Zahlungsabwicklung mit allen Mitteln zu schützen.

Neue Zahlungsmethoden und eine Schnittstelle für alle

Um ihre Risiken zu mindern, integrierten sie daher nicht nur einen, sondern mehrere Zahlungsabwickler und kreierten so Backup-Lösungen, sollte einer der Zahlungsabwickler abspringen oder nicht verfügbar sein. Diese Methode ermöglichte stufenweise Zahlungsmodelle, die die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Transaktion wesentlich steigerten: Sollte ein Provider eine Transaktion ablehnen, wurde diese automatisch an einen zweiten weitergeleitet und erneut versucht.

Mit der zunehmenden Vielfalt an alternativen Zahlungsmethoden wie PayPal wurde die Bedeutung dieser Funktionen auch für Händler aus gewöhnlichen Branchen immer relevanter. Als wir von IXOPAY 2001 mit der Entwicklung und Wartung von E-Commerce-Plattformen für internationale Kunden begannen, suchten viele von ihnen nach ähnlichen Funktionen wie früher die Risikobranchen: Back-up-Provider und die Möglichkeit, Transaktionen zu kaskadieren. Das war aber nicht der einzige Grund, weswegen internationale Unternehmen ihre Zahlungsanbieter diversifizieren wollten: Es ging vor allem darum, die Autorisierungsraten durch lokale Acquirer zu erhöhen und den Verbrauchern neben Kreditkarten weitere Zahlungsoptionen anzubieten.

Da jeder PSP seine eigene API (Application Programming Interface) und seine eigenen Datenformate verwendete, wurde bald klar, dass ein gemeinsamer technischer Layer erforderlich war, um die Verarbeitung und das Routing von Transaktionen für alle zu vereinheitlichen. Also entwickelten wir eine Software, um das Hinzufügen neuer Zahlungsmethoden über eine einzige API zu vereinfachen. Alle Transaktionen können so gleichermaßen abgewickelt werden, egal welcher Zahlungsanbieter verwendet wird. Die API würde die Weiterleitung der Transaktionen an die PSPs übernehmen und die Transaktionsanfragen in das für den PSP erforderliche Format übersetzen. Es war die Geburtsstunde der IXOPAY Payment Orchestration Plattform.

Die Geburtstunde eines Begriffs

Der Begriff "Payment Orchestration" selbst kristallisierte sich jedoch erst viel später heraus, etwa 2018. Mehrere Anbieter, darunter IXOPAY, suchten nach einem Begriff, um sich von anderen "Payment Gateways" zu unterscheiden. Wir wollten eine Differenzierung zwischen den Anbietern schaffen, die eine rein technische Lösung bereitstellen (die Integration mehrerer Zahlungsanbieter, das Routing von Transaktionen nach Bedarf und die Bearbeitung von Antworten der PSPs) und denjenigen, die an der tatsächlichen Übertragung von Geldern beteiligt sind. Denn für die Abwicklung des Geldtransfers waren die integrierten Zahlungsdienstleister und Acquirer zuständig, nicht die entwickelte Plattform. Man einigte sich auf den Begriff "Payment Orchestration", um den technischen Stack für die Verarbeitung von Zahlungen zu beschreiben, losgelöst vom eigentlichen Prozess der Geldüberweisung.

Kurz um: Payment Orchestration vereinfacht den Prozess der Zahlungsabwicklung über mehrere PSPs hinweg auf einer einzigen Plattform. Dabei geht es aber nicht nur um die Weiterleitung von Transaktionen zwischen mehreren Anbietern. Es besteht auch Bedarf, z. B. den Abgleich und die Abrechnung durchzuführen, denn der Lebenszyklus einer Transaktion endet nicht, sobald sie zur Verarbeitung eingereicht wurde. Auch hier hat jeder PSP einen etwas anderen Transaktionslebenszyklus und liefert die Daten in seinem eigenen Format. Das Zusammenführen dieser Daten ermöglicht es daher, Transaktionsdaten anbieterübergreifend zu analysieren und die Übertragung an externe Systeme (z. B. ERP- und CRM-Lösungen) zu vereinfachen.

Der Unterschied zwischen PSP und POP

Aber warum fällt der Prozess des Geldtransfers nicht in den Bereich der Payment Orchestration? Das liegt an dem Unterschied zwischen einem PSP und einem POP und dem jeweiligen Leistungsversprechen. Payment Orchestrations berechnen in der Regel eine Pauschalgebühr pro Transaktion, unabhängig vom PSP, so dass kein Anreiz besteht, einen PSP einem anderen vorzuziehen. So kann der Händler selbst entscheiden, wohin er Transaktionen weiterleitet und mit welchen Anbietern er zusammenarbeitet. Eben dieser Aspekt der freien Entscheidung ist einer der Kerngedanken der Payment Orchestration.

Im Gegensatz dazu sind die Gewinnspannen, die die PSPs durch einen prozentualen Anteil an den Transaktionen erzielen, viel höher als diese Pauschalsätze. Auch wenn einige PSPs behaupten, Orchestrierungsfunktionen anzubieten, ist das so nicht der Fall. Für einen PSP besteht das Interesse darin, Transaktionen über seine eigene Infrastruktur zu leiten, was grundsätzlich im Widerspruch zum Hauptziel der  Payment Orchestration steht: nämlich die Verarbeitung von Zahlungen über mehrere Zahlungsanbieter hinweg zu vereinfachen. 

Die Bedeutung der PSPs für die Orchestrierung des Zahlungsverkehrs soll aber keineswegs heruntergespielt werden. Payment Service Provider spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem des Zahlungsverkehrs. Schließlich sind sie für die Verarbeitung von Transaktionen und den Geldtransfer verantwortlich und stellen damit sicher, dass die Händler tatsächlich bezahlt werden. Aufgrund ihrer Arbeitsweise und ihrer Einkommensquellen sind sie jedoch nicht dazu geeignet, eine agnostische Payment Orchestration anzubieten.

Im Wesentlichen geht es bei der Payment Orchestration darum, dem Händler die Kontrolle zu geben, große Transaktionsvolumen gemäß seinen Bedürfnissen beliebig zu verarbeiten. Es handelt sich um eine technische Lösung, die das Transaktionsmanagement über mehrere Zahlungsanbieter und alle Phasen des Transaktionslebenszyklus hinweg vereinfacht, indem sie mehrere unterschiedliche Anbieter zu einem einzigen, leicht zu verwaltenden Ganzen zusammenfasst.

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Über IXOPAY

IXOPAY ist eine Payment Orchestration Plattform, die unabhängiges, flexibles und globales payment processing ermöglicht. Als hoch-skalierbarer und PCI-DSS zertifizierter “Fintech Enabler”, erfüllt IXOPAY sowohl die Wünsche von großen Kunden, als auch jene von “White Label” Kunden, wie z.B. Payment Service Providern, Acquirern und unabhängiges Sales Organisations (ISOs). Die moderne, leicht erweiterbare Architektur bietet intelligente Routing- und Cascading-Funktionen sowie modernstes Risikomanagement, automatisierte Reconciliation und Settlement Funktionalitäten mit Plugin-basierten Integrationen von Acquirern, Payment Service Providern und alternativen Zahlungsmethoden (APMs).

IXOPAY betreuet nationale und internationale eCommerce Kunden von seiner Niederlassungen in Wien, Österreich und Florida, USA. Das inhabergeführte und finanzierte Unternehmen ist von einem zwei-köpfigen Team zu einem IT-Spezialisten mit fast 100 Experten gewachsen, das innovative Lösungen und Produkte im Herzen von Wien entwickelt.

Weitere Informationen zu IXOPAY: https://www.ixopay.com

Über den Autor

Adam Vissing

VP Sales & Business Development

Adam hat bereits mehrere Jahrzehnte Erfahrung in der High-Tech Industrie und eine Fachausbildung im Bereich Computer Science & Management. Bei IXOPAY unterstützt er unsere Kunden bei der Realisierung und Skalierung ihrer weltweiten Zahlungsprozesse.